OIDC – eine Einführung in die Authentifizierung mit OpenID Connect

 

In vorherigen Artikeln wurde bereits mehrfach auf die zunehmende Bedeutung doppelten Authentifizierung zur Steigerung der Sicherheit im Bereich Identity und Access Management hingewiesen. Um das gesamte Thema etwas zu vertiefen, gehe ich in diesem Artikel auf das Identitätenprotokoll OpenID Connect (kurz OIDC).  Ich will Dir Möglichkeiten aufzeigen, wie unsere Daten mithilfe von OpenID Connect noch leichter und sicherer übertragen werden können. Dabei gehe ich auf die Frage ein: Welche Vorteile bietet OIDC für mich als Endanwender?  

Was ist eine Authentifizierung und wo ist der Unterschied zu einer Autorisierung?  

Ist es nicht ein und dasselbe? Die Antwort ist: Nein, es sind zwei verschiedene Dinge. Bei einer Authentifizierung wird die Identität der Person überprüft und nachgewiesen, bevor sie auf die geschützte Anwendung zugreifen darf. Dies kann man mit dem Vorzeigen eines Personalausweises vergleichen. Auf digitalem Wege kann die Authentifizierung auf verschiedene Weise erfolgen:   

 

  • Einmalpasswort (engl. One Time Passcode (OTP)) 
  • Digitale Zertifikate 
  • Authentifizierung der Geräte (Device Authentication)
  • Biometrie (Fingerabdruck, Gesichtserkennung, FIDO-Key)  

 

Bei der Autorisierung wird geprüft, ob der Benutzer berechtigt ist, auf die Anwendung zuzugreifen und ob es spezielle (auf den User bezogene) Berechtigungseinschränkungen gibt. Der User könnte zum Beispiel bestimmte Privilegien haben, wie den Administrator-Zugang oder die Aktivierung erweiterter Funktionalitäten. Andererseits kann die Autorisierung dazu verwendet werden, den Zugang auf ein Minimum zu beschränken. 

OpenID Connect – Authentifizierung auf den Schultern von OAuth 2.0

Um OIDC zu erklären, musst Du zunächst verstehen, wofür OAuth 2.0 verwendet wird. 

So funktioniert OAuth 2.0

OAuth 2.0 ist ein Autorisierungsprotokoll und damit die Grundlage von OpenID Connect (OIDC). Es ermöglicht einer Anwendung (App 1) den Zugriff auf die Daten des Users in einer anderen Anwendung (App 2), dem sogenannten Resource Server. Damit erhält App 1 die Berechtigung, im Namen des Users auf App 2 zuzugreifen. (Die App, die der User nutzen möchte, wird auch als „Relying Party“ bezeichnet, weil sie den Zugang zu einer sicheren Softwareanwendung bietet).  

Wenn App 2 also beispielsweise die Kontakte von einem User einsehen möchte, kann sie diese von App 1 abrufen. Dies wird als delegierte Autorität bezeichnet. All das geschieht, ohne dass der Benutzer der zweiten Applikation jemals ein Kennwort vorgelegt hat. Lediglich der Identitätsanbieter (= Identity Provider), bei dem der Nutzer registriert ist, kennt die Anmeldeinformationen des Users.

Anmelden ohne Passwort

OAuth 2.0 löst das Problem der hochkritischen Offenlegung von Passwörtern. Ich melde mich in einer App mit meinen Benutzerdaten an und ein OAuth-Flow wird ausgelöst. Ohne Eingabe meines Passworts werde ich zur zweiten App weitergeleitet und authentifiziert, da diese Integration durch den Flow bestätigt wurde. Der Dienst von App 2 läuft im Hintergrund ab, während ich mich noch in App 1 befinde. Als Nutzer bekomme ich von dem schnellen Austauschprozess in der Regel nichts mit, abgesehen von der Frage nach meiner Zustimmung. 

Das Besondere hieran: Ich als Benutzer kann steuern, wie viel App 2 an App 1 weitergeben darf (Level of Access). Zwischen den beiden Anwendungen wird ein sogenanntes „Access Token“, d.h. eine elektronische Berechtigungskarte, die auf den User bezogen ist, mit einem Access Level ausgetauscht. Als Benutzer habe ich die Kontrolle über die Zugriffsstufe, die ich der Drittanwendung gewähren möchte. Ich kann auch kontrollieren, über welchen Zeitraum die Anwendung auf welche meiner Daten zugreifen kann. Außerdem kann ich mein Passwort löschen, ohne die Integration zu zerstören. Wenn ich nicht möchte, dass die Drittpartei Zugriff hat, kann ich diese Verbindung jederzeit widerrufen. Mit anderen Worten: Ich habe die Macht, meine Daten sicher zu kontrollieren. Das ist mit delegierter Autorität gemeint.  

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OAuth 2.0 und OIDC im Zusammenspiel 

OAuth 2.0 befasst sich also nur mit der Autorisierung, nicht mit der Authentifizierung. Hier kommt also OIDC ins Spiel: 

Open ID Connect ist ein Authentifizierungsprotokoll, das Identity-Providern eine zusätzliche Benutzerauthentifizierung und Zugangskontrolle ermöglicht. OIDC ist ein Standard, der die OAuth 2.0-Autorisierung zusätzlich um den Schritt der Authentifizierung ergänzt, da er darauf aufbaut. So erhält die App 2 nicht nur den Schlüssel vom Identity Provider, sondern auch Informationen über die Identität des Nutzers. Dies ermöglicht es dem Nutzer, sich mithilfe von OpenID Connect, gleichzeitig bei mehreren Anwendungen anzumelden, bei denen er seine Identität nachweisen muss (soziale Medien, Profile auf Websites usw.).

Zusätzlich zum Access-Token wird ein benutzerspezifisches ID-Token generiert und ausgetauscht. Dieses signierte ID-Token wird im auf JSON-basierenden JWT-Format an App 2 übergeben und kann ausgelesen werden. Auf diese Weise kann App 2 nicht nur die Kontaktliste einsehen, sondern die Kontakte auch mit meinem Namen, meiner Stadt oder meiner E-Mail-Adresse verknüpfen, wenn ich dies erlaube. 

Access-Token und ID-Token

Access-Token: Access Token sind kleine Datenstücke, die eine Anwendung oder einen Dienst autorisieren, auf bestimmte Ressourcen zuzugreifen. Sie werden oft verwendet, um die Identität eines Benutzers zu überprüfen oder ihm den Zugriff auf bestimmte Funktionen zu ermöglichen. Access Token haben in der Regel eine begrenzte Gültigkeitsdauer und müssen regelmäßig erneuert werden.

ID-Token: ID Token sind kurze, kodierte Informationen, die von einem Identitätsanbieter ausgestellt werden, um die Identität eines Benutzers zu bestätigen. Sie enthalten typischerweise Angaben wie den Namen, die E-Mail-Adresse und die Rollen des Benutzers, sowie einen digitalen Fingerabdruck, der die Echtheit des Tokens gewährleistet. ID Token werden oft im Rahmen von OpenID Connect verwendet.

Anwendungsbeispiele von OpenID Connect

Berühmte Beispiele für den OAuth 2.0- und OIDC-Flow ist die Nutzung der unterschiedlichsten Google-, Apple– und Microsoft-Dienste mit nur einem Login. 

OpenID Connect und Google

Wenn ich zum Beispiel bereits bei Google als User angemeldet bin, kann ich mein Profil bei einem der Google-Dienste wie YouTube verwenden. Nachdem ich YouTube die Erlaubnis erteilt habe, Informationen aus meinem Google-Konto abzurufen, kann ich alle meine abonnierten Kanäle sehen und bekomme Videovorschläge, die auf meinen Vorlieben basieren. Ich muss mich dazu nicht separat bei YouTube anmelden. Mit nur einem Klick (Zustimmung) verbinde ich mit OpenID Connect alle Google-Dienste miteinander. Dieses Prinzip funktioniert auf jedem Gerät.

OIDC und Lieferando

Ein weiteres Beispiel für OIDC ist die Lieferando App. Um den Bezahlvorgang der Kunden zu erleichtern, können sie sich ganz einfach mit ihrem Google-Konto anmelden. Google sendet den Namen und den Vornamen an die Anwendung, sodass sie sich den zusätzlichen Schritt der Registrierung auf Lieferando.de sparen können. OpenID Connect ermöglicht es, diesen Vorgang einfach und benutzerfreundlich zu gestalten.

Der Ablauf bei OIDC 

  1. Der User möchte den Service von App 1 (Lieferando) nutzen, aber Lieferando weiß nicht, wohin die Pizzalieferung geschickt werden soll. D.h. der Name, die Zahlungsdaten, die Adresse, etc. werden benötigt.
  2. Lieferando fordert den User auf, sich bei Google zu authentifizieren.
  3. Google fragt den Benutzer um Erlaubnis.
  4. & 5. Wenn der User sein OK gegeben hat, wird ein Access-Token (= Schlüssel) von Google an Lieferando mit allen Informationen über den Kunden übergeben. Auf diese Weise kann der Bestellvorgang erfolgreich abgeschlossen werden.

OpenID Connect sorgt für mehr Sicherheit

Der Vorteil der OIDC-Authentifizierungsprotokolle liegt auf der Hand: Ich spare meine wertvolle Zeit, indem ich mit wenig Aufwand auf mehr Anwendungen zugreifen kann. Das bedeutet, dass ich mich als Nutzer mehrerer Anwendungen nicht überall mehrfach anmelden und auch nicht alle meine Passwörter verwalten oder sie mir merken muss. Wenn ich einer Anwendung zu viel Macht gegeben habe, kann ich den Vorgang kontrollieren und den Zugriff oder den Abruf von Daten bei Bedarf widerrufen

Mithilfe von OIDC ist es einfacher und sicherer, auf meine Online-Dienste zuzugreifen und sie zu nutzen. Vor allem, seit die Nutzung von Social-Media-Plattformen zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden ist.

Trotz der Vereinfachung der alltäglichen Authentifizierung und Autorisierung auf verschiedenen Plattformen solltest du auf jeden Fall darauf achten, dass keine App mehr Rechte als nötig hat. Achte darauf, welche Anwendung welche Einwilligungen hat und lies die oft lästigen Pop-up-Fenster zur Datenverarbeitung genau durch. 

Wenn Du OIDC in Deiner Anwendung oder Deinem Identity und Access Management verwenden oder mehr über die technischen Details von OpenID Connect erfahren möchtest, kontaktiere uns – wir beraten Dich gerne!

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