Verifiable Credentials: Die Zukunft der digitalen Identitätsnachweise

Verifiable Credentials (VCs) repräsentieren eine bahnbrechende Entwicklung im Bereich digitaler Identitätsnachweise. Diese digitalen Zertifikate bieten die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit physischer Dokumente und ermöglichen es den Nutzern, sensible Informationen wie Bildungsabschlüsse oder Lizenzen sicher und selbstbestimmt online zu teilen. 

In diesem Blogartikel zeigen wir Dir die Funktionsweise, Herausforderungen und Chancen von Verifiable Credentials. Vor allem schauen wir uns konkrete Anwendungsfälle im Unternehmenskontext an, und zeigen, wie Firmen diese innovative Technologie für sich nutzen können. 

 

Was sind Verifiable Credentials?

Verifiable Credentials (VCs) sind digitale Nachweise oder Zertifikate, die in der digitalen Welt das gleiche Vertrauen und die gleiche Sicherheit bieten sollen wie physische Dokumente. Sie können elektronisch überprüft werden und sind fälschungssicher. Verifiable Credentials basieren auf Blockchain-Technologie und kryptografischen Methoden, wodurch ihre Authentizität und Integrität gewährleistet wird.  

Sie ermöglichen es Einzelpersonen, sensible Informationen wie Ausbildungsabschlüsse, Lizenzen oder Gesundheitsdaten sicher und selbstbestimmt online zu teilen. Dabei behalten die Nutzer volle Kontrolle darüber, welche Daten sie wem zugänglich machen. Verifiable Credentials können somit die Art und Weise stark verändern, wie wir unsere Identität und Qualifikationen im digitalen Zeitalter nachweisen und verwalten.  

 

Digital Identity Wallet, Mitarbeiterverwaltung, Maschinenidentitäten – Viele Einsatzmöglichkeiten für Verifiable Credentials

Verifiable Credentials gewinnen aktuell stark an Relevanz, insbesondere im Kontext der Europäischen Union. Die EU plant die Einführung einer Digital Identity Wallet, in der VCs eine zentrale Rolle spielen werden. Diese digitalen Nachweise ermöglichen es Bürgern, ihre Identität und Qualifikationen sicher und selbstbestimmt online zu teilen, was den grenzüberschreitenden Austausch in Bereichen wie Bildung und Arbeit erheblich erleichtern soll.  

Für Unternehmen bieten Verifiable Credentials ebenfalls Chancen: Sie können damit nicht nur die Identität und Berechtigungen ihrer Mitarbeiter effizient verwalten, sondern auch ihre eigene Unternehmensidentität digital nachweisen. Besonders wertvoll ist dies bei der Vertretung des Unternehmens gegenüber Behörden, wo VCs manuelle Prüfschritte reduzieren und Prozesse beschleunigen können.  

Darüber hinaus gewinnen Verifiable Credentials im Bereich der Maschinenidentitäten an Bedeutung. Sie ermöglichen eine sichere und verifizierbare Identifikation von Geräten und Systemen in vernetzten Umgebungen, was für das Internet der Dinge und Industrie 4.0-Anwendungen von großer Bedeutung ist. Das verbessert nicht nur die Sicherheit in digitalen Ökosystemen, sondern auch die Effizienz und Automatisierung von Geschäftsprozessen. 

 

So funktionieren Verifiable Credentials

Die Schlüsselkomponenten: Issuer, Holder und Verifier 

Das Ökosystem der Verifiable Credentials basiert auf drei Schlüsselkomponenten: dem Issuer (Aussteller), dem Holder (Inhaber) und dem Verifier (Prüfer). Jede dieser Komponenten spielt eine entscheidende Rolle wenn es um Verifiable Credentials geht. 

Issuer 

Der Issuer ist die Entität, die das Verifiable Credential ausstellt. Dies kann eine Organisation, eine Institution oder sogar eine Person sein, die befugt ist, bestimmte Informationen zu bestätigen. Der Issuer ist verantwortlich für die Erstellung des Credentials, die Überprüfung der darin enthaltenen Information und die digitale Signierung des Dokuments. Die Integrität und Vertrauenswürdigkeit des Issuers sind von entscheidender Bedeutung, da die Gültigkeit des Credentials letztendlich auf dem Vertrauen in den Aussteller beruht. 

Der Issuer nutzt kryptographische Schlüssel, um das Credential zu signieren, und verknüpft es mit seinem dezentralen Identifikator. Dieser Prozess stellt sicher, dass das Credential nicht manipuliert werden kann und seine Herkunft eindeutig nachvollziehbar ist. Darüber hinaus kann der Issuer zusätzliche Metadaten zum Credential hinzufügen, wie etwa Gültigkeitszeiträume oder Nutzungsbedingungen. 

Für die Ausstellung und Verifizierung der Verifiable Credentials sind Issuer, Holder und Verifier notwendig.

Holder

Der Holder ist der Besitzer oder Inhaber des Verifiable Credentials. Nach der Ausstellung durch den Issuer erhält der Holder das Credential und speichert es in seiner digitalen Wallet. Der Holder hat die volle Kontrolle über sein Credential und kann selbst entscheiden, wann und mit wem er es teilt. Diese Selbstbestimmung ist ein zentraler Aspekt der Verifiable Credentials und stärkt die Datensouveränität des Einzelnen. 

Die Rolle des Holders geht über die bloße Aufbewahrung hinaus. Er kann selektiv Informationen aus dem Credential offenlegen, ohne das gesamte Dokument preisgeben zu müssen. Diese Fähigkeit zur selektiven Offenlegung ist ein wesentlicher Vorteil von VCs gegenüber traditionellen Identitätsnachweisen. Wie das in der Praxis allerdings gewährleistet werden kann, ist noch nicht ganz geklärt. 

Verifier

Der Verifier ist die dritte Schlüsselkomponente im Bereich der Verifiable Credentials. Er ist die Entität, die ein Verifiable Credential überprüft und dessen Gültigkeit feststellt. Der Verifier kann ein Unternehmen, eine Behörde oder jede andere Partei sein, die die im Credential enthaltenen Informationen verifizieren muss. 

Der Verifikationsprozess umfasst mehrere Schritte. Zunächst überprüft der Verifier die kryptographische Signatur des Credentials, um sicherzustellen, dass es nicht manipuliert wurde. Anschließend wird der dezentralen Identifikator des Issuers verwendet, um dessen öffentlichen Schlüssel abzurufen und die Authentizität der Signatur zu bestätigen. Der Verifier kann auch zusätzliche Prüfungen durchführen, wie etwa die Verifizierung des Ausstellungsdatums oder spezifischer Attribute des Credentials. 

Ein wichtiger Aspekt der Rolle des Verifiers ist, dass er diese Überprüfungen unabhängig und in Echtzeit durchführen kann, ohne eine direkte Verbindung zum Issuer herstellen zu müssen. Dies erhöht die Effizienz und Skalierbarkeit des Systems. 

 

Was sind die Unterschiede zu herkömmlicher digitaler Zertifizierung?

Verifiable Credentials unterscheiden sich in mehreren wesentlichen Punkten von herkömmlichen digitalen Zertifizierungsmethoden. Der grundlegendste Unterschied liegt in der dezentralen Natur von VCs im Gegensatz zu den oft zentralisierten traditionellen Systemen: 

  • Dezentralisierung 
  • Kontrolle der Daten 
  • Zeitversetzte Überprüfung 
  • Datenschutz und Privatsphäre 

  

Herkömmliche digitale Zertifizierungen basieren häufig auf einer Public Key Infrastructure (PKI), die von zentralen Zertifizierungsstellen verwaltet wird. Diese Zentralisierung schafft potenzielle Single Points of Failure und erfordert ein hohes Maß an Vertrauen in die verwaltenden Institutionen. VCs hingegen nutzen dezentrale Technologien wie Blockchain, um eine vertrauenswürdige Infrastruktur ohne zentrale Autoritäten zu schaffen. 

Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Kontrolle und Portabilität der Daten. Bei traditionellen Systemen werden Zertifikate oft von der ausstellenden Organisation gespeichert und verwaltet. Der Inhaber hat nur begrenzten Zugriff und Kontrolle über seine eigenen Nachweise. VCs hingegen geben dem Inhaber die volle Kontrolle über seine Credentials. Er kann sie in einer digitalen Wallet speichern und selbst entscheiden, wann und mit wem er sie teilt.  

Die Verifizierbarkeit ist ein weiterer Bereich, in dem VCs sich von herkömmlichen Methoden abheben. Traditionelle digitale Zertifikate erfordern oft eine direkte Überprüfung beim Aussteller oder einer zentralen Datenbank. VCs können dagegen unabhängig und in Echtzeit überprüft werden, ohne dass eine Verbindung zum Aussteller erforderlich ist. Dies erhöht die Effizienz und reduziert die Abhängigkeit von einzelnen Organisationen. 

Datenschutz und Privatsphäre sind ebenfalls Bereiche, in denen Verifiable Credentials signifikante Vorteile bieten. Während herkömmliche digitale Zertifikate oft alle enthaltenen Informationen offenlegen müssen, ermöglichen VCs eine selektive Offenlegung. Der Inhaber kann genau kontrollieren, welche Information er preisgibt, und nur die für einen bestimmten Zweck relevanten Daten teilen. 

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Herausforderungen mit Verifiable Credentials

Trotz ihres großen Potenzials stehen Verifiable Credentials (VCs) noch vor einigen Herausforderungen, die für einen breiten und sinnvollen Einsatz in der Zukunft bewältigt werden müssen.  

Mangelnde Standardisierung

Eine der größten Hürden ist die mangelnde Standardisierung, um Daten zwischen verschiedenen VC-Systemen und –Plattformen auszutauschen. Obwohl es Bemühungen gibt, einheitliche Standards zu etablieren, existieren noch immer unterschiedliche Implementierungen, die eine nahtlose Integration und Nutzung über verschiedene Anwendungen und Sektoren hinweg erschweren.  

 

Skalierbarkeit

Eng damit verbunden ist die Herausforderung der Skalierbarkeit. Während VCs in kleinen, kontrollierten Umgebungen gut funktionieren, muss ihre Leistungsfähigkeit und Effizienz noch für den Einsatz in großem Maßstab nachgewiesen werden.  

 

Benutzerfreundlichkeit

Ein weiteres kritisches Thema ist die Benutzerfreundlichkeit. Viele aktuelle VC-Lösungen erfordern ein hohes Maß an technischem Verständnis, was ihre Akzeptanz in der breiten Bevölkerung mindert. Es müssen intuitivere Schnittstellen und Prozesse entwickelt werden, die auch für technisch weniger versierte Nutzer zugänglich sind. 

 

Rechtliche Rahmenbedingungen

Darüber hinaus stellen rechtliche und regulatorische Unsicherheiten eine bedeutende Hürde dar. Es gibt noch keine klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von VCs, was Fragen zur rechtlichen Gültigkeit und Durchsetzbarkeit aufwirft.  

 

Fehlendes Vertrauen 

Schließlich bleibt die Herausforderung der Vertrauensbildung. Obwohl VCs technisch sicher sind, muss in der Gesellschaft und bei Organisationen noch Vertrauen in diese neue Form der digitalen Nachweise aufgebaut werden. Dies erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch Bildungs- und Aufklärungsarbeit, um die Vorteile und Sicherheitsaspekte von VCs zu vermitteln. 

Use Case: Onboarding von Externen mit Verifianble Credentials 

Die Verwendung von Verifiable Credentials als Privatperson ist mittlerweile den meisten bekannt. Schauen wir und also mal an, wie VCs im Unternehmenskontext eingesetzt werden könnten. 

Stellen wir uns vor, wir haben ein Multinationales Unternehmen, das regelmäßig mit zahlreichen externen Dienstleistern zusammenarbeitet. Diese Dienstleister benötigen zeitlich begrenzten Zugriff auf bestimmte Systeme und Informationen. Traditionell erfolgt die Überprüfung der Qualifikationen und die Erteilung von Zugriffsrechten manuell, was zu Verzögerungen und Sicherheitsrisiken führen kann. 

Ausstellung von VCs beim Dienstleister

Der externe Dienstleister erhält von anerkannten Zertifizierungsstellen, vorherigen Auftraggebern oder Berufsverbänden Verifiable Credentials. Diese VCs können Qualifikationen, Zertifizierungen, Arbeitsreferenzen oder Compliance-Nachweise enthalten. Sie werden in der digitalen Wallet des Dienstleisters gespeichert. 

 

Einreichung und Verifikation

Bei der Aufnahme eines neuen Projekts lädt der externe Dienstleister seine relevanten VCs in das System des multinationalen Unternehmens hoch. 

Das System überprüft die Echtheit der VCs durch die Verifikation der digitalen Signaturen. Diese Signaturen stammen von den ausstellenden Institutionen und sind in einem verifizierten Verzeichnis hinterlegt. 

 

Zugriffskontrolle

Auf Basis der verifizierten VCs entscheidet das IAM-System automatisch, welche Zugriffsrechte der Dienstleister erhält. Beispielsweise könnte ein Dienstleister mit einem Datenschutz-Zertifikat Zugang zu bestimmten sensiblen Kundendaten erhalten, während ein anderer nur auf weniger kritische Bereiche zugreifen darf. 

Die Zugriffsrechte können dabei zeitlich begrenzt und an die Laufzeit des Projekts gekoppelt sein. 

 

Kontinuierliche Verwaltung und Aktualisierung

Während der Projektlaufzeit können Dienstleister ihre VCs aktualisieren, z. B. wenn sie neue Qualifikationen erwerben oder neue Anforderungen hinzukommen. 

Das IAM-System passt die Zugriffsrechte dann automatisch an die neuen VCs an. 

 

Der Schlüssel zur digitalen Identität von morgen

Verifiable Credentials sind eine äußert interessante Technologie, die in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Aktuell gibt es bei der Umsetzung noch einige Herausforderungen, aber das wird sich Stück für Stück legen. 

Unternehmen sollten sich deshalb jetzt schon mit Verifiable Credentials befassen und schauen, wie sie sie für sich gewinnbringend einsetzen können. Es lohnt sich, jetzt schon die Weichen zu stellen, um auf zukünftige Entwicklungen bestens vorberietet zu sein. 

Falls Du Fragen oder Bedarf im Bereich Verifiable Credentials hast, komm gerne auf unsere Experten zu. Wir freuen uns auf Deine Nachricht! 

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